Dass es so etwas wie Trageberaterinnen überhaupt gibt, spricht sich ja so langsam rum.
Zumindest, wenn man sich – z.B. während der eigenen Schwangerschaft – ein wenig mit dem Thema „Babytragen“ beschäftigt, wird man früher oder später auf den Begriff „Trageberatung“ stoßen, sei es bei der eigenen Googlerecherche, oder weil einem in einem einschlägigen Internetforum oder den sozialen Netzwerken „bitte dringendst(!)“ dazu geraten wird.
Um eine Beraterin in der Nähe zu finden, reicht es meist, „Trageberatung“ bzw. „Trageberaterin“ + den eigenen Wohnort zu googlen. Hier im Regensburger Raum haben wir z.B. mittlerweile einige Beraterinnen, jede mit einem etwas anderen Schwerpunkt, so dass alle interessierte Eltern „ihre“ Trageberaterin finden können. Aber…
WARUM soll ich überhaupt eine Trageberatung in Anspruch nehmen??
Ist das „richtige“ Tragen denn so kompliziert? Muss ich mich extra für viel Geld schulen lassen, um mein Baby zu tragen? – Nein, das muss ich nicht. Natürlich kann ich auch tragen, ohne mich vorher beraten zu lassen. Tragen ist schließlich immer gut, selbst wenn das Tuch nicht ganz perfekt gebunden ist. Ich gebe meinem Baby dadurch den Körperkontakt, die Nähe und Geborgenheit, die es braucht. Auch mit einer vielleicht nicht ganz so optimalen Tragehilfe.
Trotzdem bietet so eine Trageberatung doch ein paar Vorteile:
- Die Trageberaterin hat verschiedene Tragehilfen bzw. Tücher im Gepäck. Und zwar gerade auch solche Marken, die es in den großen Babyläden überhaupt nicht zu kaufen gibt. In einer Trageberatung kann man also in Ruhe verschiedene Möglichkeiten durchtesten, und die für sich geeignetste finden.
- Die Trageberaterin hilft somit, Fehlkäufe zu vermeiden. So eine Tragehilfe oder ein qualitativ hochwertiges Tragetuch kostet ja. Umso ärgerlicher, wenn man dann feststellen muss, dass man im Alltag nicht damit zurecht kommt. Oder dass man nicht über längere Strecken bequem damit tragen kann. Dann verstaubt das teure Stück womöglich und man lässt das Tragen ganz sein („Es ist ja viel zu beschwerlich!“), oder man kauft auf gut Glück ein anderes Modell. Hoffentlich passt dieses besser als das erste?
- Die Trageberaterin hat viel Know How und Hintergrundwissen. Sie kann nicht nur verschiedene Bindetechniken mit dem Tragetuch zeigen und verständlich vermitteln (übrigens wird während einer Beratung sinnvollerweise nicht mehr als eine, höchstens zwei Bindeweisen geübt) oder die unterschiedlichsten Tragehilfen an das jeweilige Tragepaar anpassen, sondern sie beantwortet auch alle Fragen rund ums Tragen. Was ziehe ich dem Baby an, wenn ich es trage? Wie trage ich am besten im Winter, wie im Sommer? Worauf soll ich achten? Wie passe ich die Trage ans wachsende Kind an? Wie lange „darf“ ich tragen? Usw. Gerade Ersteltern sind oft verunsichert und froh über Antworten.
- Die Trageberaterin hat immer noch ein paar extra Tricks und Kniffe auf Lager. Jeder Tragehilfe und jedem Tragetuch liegt zwar beim (Neu-)Kauf eine Anleitung bei. Aber diese kommt nicht an eine persönliche Beratung heran. Und gerade bei speziellen Bedürfnissen oder auftretenden Problemen weiß die Trageberaterin oft Rat, der in keiner Anleitung steht. Z. B. wie man diesen verflixten Verbindungsgurt im Rücken schließen kann, ohne sich dabei die Arme zu verrenken. Oder wie man das Tragetuch wirklich bombenfest nachgestrafft bekommt.
- Eine Trageberatung macht Spaß! Unter Anleitung verschiedenes ausprobieren, all die tollen Tragen live erleben, von denen man im Internet gelesen hat und von denen alle schwärmen, unterschiedliche Tuchqualitäten und -dicken befühlen, probebinden… Vielleicht macht man die Beratung zusammen mit der besten Freundin, die ebenso tragebegeistert ist… Oft entstehen auch nebenbei nette Gespräche mit der Beraterin, die ein offenes Ohr und allerlei Tips parat hat. Da vergeht die Zeit wie im Flug, und schon sind zwei Stunden rum. Oder auch mal drei. (Keine Angst, ich berechne in meinen Beratungen nur die tatsächliche Beratungs- und Übungszeit. Small Talk und Still-/Fütterpausen kosten nichts.)
- Eine Trageberatung macht „fit“ fürs Tragen. Und das in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur in Bezug auf das richtige Straffziehen der Tragetuchbahnen oder die richtige Handhabung der Tragehilfe. Sondern – durch das von der Beraterin vermittelte Hintergrundwissen – geht man auch gestärkt und mit dem Wissen aus der Beratung, das Richtige zu tun, egal was andere dazu sagen. Man lässt sich nicht mehr so leicht von skeptischen Zeitgenossen verunsichern. „Kriegt das arme Kind da drin überhaupt Luft???“, „Das kann doch nicht gut für den Rücken sein!“, „Du verwöhnst das Baby ja, wenn du es ständig mit dir rumträgst!“ Solche und ähnliche Aussagen hören alle Eltern, die sich dazu entschieden haben, ihr Baby zeitweise oder ausschließlich zu tragen, oft genug. Gut, wenn man dann weiß, wie man das Babyköpfchen stützt und dabei für ausreichende Sauerstoffversorgung achtet, dass Tragen gut für Rücken und Hüfte ist, und dass man ein Baby von Haus aus nicht verwöhnen kann.
Die Liste ließe sich sicher weiter fortsetzen. Fakt ist: eine Trageberatung ist nicht zwingend für alle Eltern erforderlich, aber sie macht durchaus Sinn. Und ist i.d.R. ihr Geld wert.
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