Trageberatung – vor oder nach der Geburt?

Immer wieder werde ich von interessierten werdenden Eltern gefragt, wann denn der beste Zeitpunkt sei, um eine Trageberatung zu machen. Noch in der Schwangerschaft, oder lieber erst nach der Geburt? Nun, diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, bzw. scheiden sich hier auch ein wenig die Geister. Beides hat nämlich so seine Vor- und Nachteile:

Vor der Geburt

kann man sich ganz in Ruhe – ohne evtl. weinendes Baby – über die Vorteile und Hintergründe des Tragens sowie über die unterschiedlichen Tragemöglichkeiten informieren. Tragetuch, Ring Sling, Tragehilfe, zum Binden, mit Schnallen…? Was gibt es alles, was kann ich mir vorstellen, was sagt mir weniger zu? Die Tücher und Tragehilfen können befühlt und (mit Puppe) ausprobiert werden. So bekommt man vorab schon eine recht gute Vorstellung bzw. kann sich sogar schon vor Ankunft des Traglings ein Tuch oder eine Babytrage kaufen und dann direkt loslegen.

Nachteil: Je nachdem, wie groß der Babybauch schon ist, kann er beim Tuchbinden hinderlich sein. Auch den Sitz und Tragekomfort einer Tragehilfe kann frau so nicht wirklich optimal beurteilen. Und ebenso kann nicht beurteilt werden, ob das eigene Kind in dieser oder jener Tragehilfe besser gestützt sitzen wird. Oder worin es sich einfach wohler fühlen wird. Oder wie groß es überhaupt bei der Geburt sein wird…

Nach der Geburt

sind Sitz, Haltung und Tragekomfort viel besser zu beurteilen (i.d.R. wird trotzdem zuerst mit Puppe geübt bzw. eine Vorauswahl getroffen, bevor es ans lebende Objekt geht). Hat man sich für eine bestimmte Tragehilfe entschieden, kann diese unter fachkundiger Anleitung optimal angepasst werden (falls man das Glück hat, dass man bei der Trageberaterin bzw. im Trageladen gleich das Wunschmodell kaufen kann) bzw. sich diese genau zeigen lassen. Oder es wird die für das jeweilige Tragepaar geeignete Bindeweise fürs Tragetuch gesucht und geübt, was sich mit echtem Minibaby doch nochmal etwas anders anfühlt als mit stets geduldiger, nicht zappelnder Tragepuppe. Sollte sich in der Beratung zeigen, dass Probleme auftauchen, hat die Trageberaterin entweder selbst Tips auf Lager oder kann an geeignetes Fachpersonal verweisen.

Nachteil: Evtl. hat das Baby zum ausgemachten Termin einen schlechten Tag, ist in der Beratung quengelig und weinerlich oder möchte dauerstillen, so dass nicht so viel ausprobiert und geübt werden kann. Oder man ist selbst ein wenig unkonzentriert und abgelenkt, weil alles noch so neu ist mit dem kleinen Erdenbürger. Grundsätzlich empfehle ich sowieso, eine Begleitperson mitzubringen (Papa, Oma, Freundin…), die sich zwischendurch ums Baby kümmern kann. Ein gewisser Nachteil ist auch, dass man nicht sofort nach der Geburt „lostragen“ kann. – Aber andererseite gehören Baby und Mama in der ersten Kennenlern- und Kuschelzeit sowieso gut versorgt (zusammen) ins Bett…

Trageberatung – vor oder nach der Geburt? Warum nicht einfach beides?!

Viele Trageberaterinnen bieten ihren Eltern die Möglichkeit, ein sog. Schwangerschaftspaket zu buchen:

  • Der erste Teil der Beratung findet gegen Ende der Schwangerschaft statt (i.d.R. im letzten Drittel, zu nah am Entbindungstermin kann u.U. dann schon „zu spät“ sein, wenn es das Baby eilig hat…). Er dient hauptsächlich der Vermittlung von ein paar Hintergrundinfos, für die man zu diesem Zeitpunkt vielleicht sogar noch aufnahmefähiger ist, und man bekommt einen guten Überblick, kann eine Vorauswahl treffen.
  • Beim zweiten Termin nach der Geburt wird dann nochmal geübt oder die favorisierten Modelle mit Baby getestet, die ausgewählte Tragehilfe wird optimal an Kind und TrägerIn angepasst, und die frischgebackenen Eltern bekommen noch den einen oder anderen guten Tip mit auf den Weg.

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